Bonn. Das Studierendenparlament der Universität hat auf seiner Sitzung am 04.12. mit den Stimmen von Jusos, Grünen/Piraten und LUST beschlossen, die Buchvorstellung von Lutz Taufer am 05.12. zu bezahlen. Die Liberale Hochschulgruppe Bonn lehnt diese Finanzierung strikt ab.

Taufer war 1975 am Attentat auf die Botschaft in Stockholm beteiligt, wurde deshalb für zweifachen gemeinschaftlichen Mord an Andreas von Mirbach und Heinz Hillegaart verurteilt und saß bis 1995 im Gefängnis. „Bis heute hat er sich bei den Hinterbliebenen nicht entschuldigt. Auch hat er sich nur unzureichend von der RAF distanziert“, stellt Heiner Lindlein, Fraktionsvorsitzender der Liberalen Hochschulgruppe (LHG) im Studierendenparlament und stellvertretender Landesvorsitzender des LHG NRW, fest.

Deutlich werde dies in seinem Buch am Beispiel der Entführung der Landshut 1977: Sie sei ein Fehler gewesen, weil hierbei nur ganz „normale“ Menschen die Opfer waren, das habe zu ersten Zweifeln an der RAF geführt. An der Rechtmäßigkeit der Morde an Generalbundesanwalt Buback, Bankier Ponto und Arbeitgeberpräsident Schleyer kamen ihm offenbar keine Zweifel gekommen, wie aus einem Interview mit dem Deutschlandfunk im Juli 2017 hervorgeht.

Nach der Entlassung betrieb Taufer Entwicklungshilfe in Brasilien. „Jetzt schlägt er durch seine Autobiografie ‚Über Grenzen‘ Kapital aus seiner terroristischen Vergangenheit“, kritisiert die ehemalige Fraktionsvorsitzende der LHG, Seda Ataer.

Taufer präsentiert sein Werk im Buchladen „Le Sabot“, sein Honorar dafür kommt aus studentischen Geldern. Zugestimmt wurde der Veranstaltung nach einer Diskussion, in der mehrfach linker Terrorismus verharmlost wurde. Folgende Beiträge aus dem Studierendenparlament sind diesbezüglich zu nennen:

  • Taufer habe seine Strafe abgesessen, jetzt sei die Sache abgeschlossen (Jusos),
  • man könne von niemandem eine Entschuldigung verlangen (Grüne) und
  • der Begriff „Mörder“ sei eine Verleumdung (LUST).

„Es ist äußerst entlarvend, derartige Versuche der Beschönigung zu unternehmen. Es ist sogar scheinheilig, wenn man mit der RAF kein Problem hat, den Studenten aber Veranstaltungen der Konrad-Adenauer-Stiftung nicht zumuten möchte“, so Dilara Parlak für die LHG.

Heiner Lindlein ergänzt: „Die LHG Bonn beobachtet mit Besorgnis die zunehmende Radikalisierung des Bonner AStA und verurteilt die Finanzierung dieser Veranstaltung genauso wie jede Zusammenarbeit und Unterstützung von Extremisten.“